Weitere Informationen zu den Magic Moments, 2017-Heute
Coldplay: 11. Juni 2017
Schon allein die Optik der „A Head Full Of Dreams“-Show macht froh: Sie ist bunt wie ein Kindergeburtstag, ein permanent bewegtes Kaleidoskop aus Regenbogenfarben, Pyrotechnik und einem Übermaß an Konfetti-Sternen, die immer wieder in die Luft geblasen werden.
Mit markanten Melodien, hymnischen Refrains, geradliniger Instrumentierung und ungekünstelt zum Ausdruck gebrachten Empfindungen sind sie gemacht zum Mitsingen und Zelebrieren des Moments. Perfekt, um ein Massenpublikum auf eine Wellenlänge zu heben und ein Konzert zu einem unvergesslichen Gemeinschaftserlebnis zu machen. Was sie jetzt in Wien zusätzlich noch so mitreißend macht, ist die Leidenschaft, mit der Chris Martin sie liefert. Er läuft, dreht sich wie ein Kreisel, liegt am Boden, hüpft, spielt einmal sogar kurz den Donauwalzer an. Er macht „Paradise“, „The Scientist“, „Yellow“ und natürlich „Fix You“ zu Gänsehautmomenten. Man spürt, dass er mit jeder Faser seines Körpers voll darin aufgeht und nichts anderes will, als diese Songs hier und jetzt mit seinen Fans zu feiern.
(Text erschien in voller Länge von Brigitte Schikarth im Kurier 12.06.2017)
Guns n‘ Roses: 10. Juli 2017
Guns N’ Roses im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion - und man schreibt das Jahr 2017: Nach über zwei Jahrzehnten hat es Sänger Axl Rose geschafft, Gitarrist Slash und Bassist Duff McKagan für eine Welttournee an Bord zu holen.
Zwei Konzerte in einem bekamen 55.000 Besucher beim Auftritt von Guns N’ Roses Montagabend im Ernst-Happel-Stadion in Wien. Denn die Truppe, die auf dieser Tour in der legendären Besetzung mit Sänger Axl Rose, Gitarrist Slash und Bassist Duff McKagan unterwegs ist, spielte volle drei Stunden.
Unter die dröhnenden, hämmernden Rocknummern mischen sich jetzt auch andere Klänge: Ein Klaviersolo von Keyboarder Dizzy Reed, die Ballade „This I Love“ vom Album „Chinese Democracy“ von 2008.
Die Kraft des Sounds erinnert an die triumphalen Konzerte von anno dazumal.
(Text erschien in voller Länge von Christian Körber auf ORF.at und Brigitte Schockarth, Kurier, 11.07.2017)
Robbie Williams: 26. August 2017
Der Name „Heavy Entertainment Show“ war am Samstag in Wien Programm. Die Fans des Sängers kamen voll auf ihre Kosten.
Punkt 20.45 Uhr startete das Programm auf der von zwei überlebensgroßen Robbies flankierten Bühne. Der legendäre Boxring-Sprecher Michael Buffer kündigte den Superstar vom Band an. Nach der "offiziellen Robbie Williams Hymne" ging es gleich zur Sache.
Im Boxmantel betrat der Sänger umringt von sexy Tänzerinnen die Bühne und legte mit "Heavy Entertainment Show", "Let Me Entertain You", "Monsoon" und "Party Like A Russian" gleich standesgemäß los. Die aufwendig gestaltete Bühnenkonstruktion bot für die weiter hinten stehenden einen optimalen Blickfang. Von Beginn an wurde auch auf den Rängen mitgesungen und mitgetanzt.
Hommage an George Michael: Mit einer tollen Version von "Freedom" verbeugte er sich auch musikalisch vor George Michael.
Vor "I Love My Life" plauderte der zweifache Vater über ein paar witzige Anekdoten aus seinem Elterndasein. Danach folgte ein Mitsing-Block, bei dem Robbie kurz den Falco-Hit "Amadeus" anstimmte.
Mit "Come Undone", das in dem Take That-Klassiker "Never Forget" ausklang, sowie "Millennium" legte er zwei weitere Welthits nach. Was folgte, war eine riesige Portion romantischer Kitsch. Gemeinsam mit Ehefrau Ayda Field wurde das Duett "Something Stupid" dargeboten. Ein kurzes Tänzchen inklusive.
Der Song "Sweet Caroline", bei dem Robbie seinen Vater Pete Conway zu sich auf die Bühne holte, machte die Familien-Show komplett.
Kurz nach 22.30 Uhr wurden die mehr als 50.000 Fans glücklich nach Hause geschickt.
(Text erschien in voller Länge auf Heute.at, 27.08.2017)
Helene Fischer: 11. Juli 2018
Am Mittwochabend pilgerten 40.000 Fans zum Auftritt von Schlager-Queen Helene Fischer ins Wiener Ernst-Happel-Stadion. 200 Kilo Konfetti, 500 Kilo Pyrotechnik, 35 Nebelmaschinen und 60 Flammendüsen heizten dem Publikum richtig ein.
Helene Fischer könnte mit den vier Generatoren ihrer Stadion-Show eine ganze Kleinstadt mit Strom versorgen und mit der Energie ihrer geschniegelten guten Laune noch viel mehr. 40.000 Menschen sind ins Happel gepilgert und haben sich von der Hohepriesterin eines sauber rhythmisierten Happiness-Kults mit sexsymbolmächtigen Roben und schlichtem liturgischem Libretto segnen lassen. “Ein Hoch auf diesen Tag, weil ich das Leben so mag.”
Herzschmerz war gestern, Zweifel hat man nicht, Romantik geht auch ohne Wehmut, Party braucht sowieso keinen Grund – Wir feiern den Sommer! Es ist kalt? “In unseren Herzen ist es warm!” – und Schlager, der alles darf und alles kann, hat sich längst vom Schmuddeleck zum Herrgottswinkel hochgearbeitet.
Hoffnung, Glück und Liebe. “Das einzige, was zählt” ist wahlweise die Freiheit, das “Hier und Jetzt” oder “Momente mit Herz”. Freilich: “niemand ist fehlerfrei”, alle sind “atemlos” und natürlich “irgendwie unsterblich”.
Auf 1000 Quadratmetern LED, die nicht nur mit Live-Material, sondern auch voraufgezeichnetem erotischen Helene-Posing gefüttert werden, muss man das nicht näher präzisieren.
Sie wandelt sich in knapp drei Stunden vom lieben Schlagermädel zur verruchten Discoqueen und bleibt dabei in jedem Moment glaubwürdig.
(Text erschien in voller Länge auf Vienna.at/APA/Red, 12.07.2018)
Ed Sheeran: 07. und 08. August 2018
Der britische Popstar Ed Sheeran hat am Dienstag im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion sein erstes von zwei Wien-Konzerten gegeben. 17 Hits des Chartstürmers standen auf dem Programm, 55.000 Fans waren dabei.
Zwei Gitarren, drei Mikrofone, eine Loop-Maschine und seine Stimme, mehr braucht der Musiker nicht auf der Bühne. Auf Background-Sänger und Spezialeffekte wird verzichtet. Das stellte Sheeran beim Konzert im Happel-Stadion gleich zu Beginn klar.
Um 21.00 Uhr war es so weit: Trotz reduzierter Einmannshow springt der Funke aufs Publikum sofort über. Sheeran wählte den Song „Castle on the Hill“ wie bei den meisten Auftritten davor als Opener. Auch die Ballade „Dive“ wurde mit viel Handylicht und noch mehr Zustimmung bedacht.
Insgesamt performte der rothaarige Brite 17 Lieder, von Folk-Pop bis Latino-Rhythmen. Darunter waren auch die Hits „Photograph“ und „Perfect“ - erst als Zugabe kam dann der Hit „Shape of You“. Die Zugabe absolvierte Sheeran mit dem Shirt des ÖFB-Fußballteams.
Der Sänger veröffentlichte sein erstes Album im Jahr 2011, und von da an steigerte sich sein Erfolg von Jahr zu Jahr.
(Text erschien in voller Länge auf wien.orf.at, 08.08.2018)
Phil Collins: 2. Juni 2019
Alles swingt, alles singt, keiner kann mehr stillstehen. Und der, der diese mitreißende Energie verbreitet, ist der einzige, der gezwungen ist, aus gesundheitlichen Gründen ruhig zu sitzen. Nach einer Rückenoperation ist einer seiner Füße taub. Eine ganze Dekade war der Genesis-Sänger deshalb nicht mehr auf Tour. 2017 begann er wieder damit, startete zum Live-Comeback, weil er die Auftritte vermisste, wieder „diesen Spaß“ haben wollte – auch, wenn er nur mehr mit Spazierstock gehen kann.
Mit „Against All Odds“ und „Another Day in Paradise“ – beides Riesenhits, aber im Balladen-Tempo – hat Collins der Show einen ruhigen Beginn gegeben. Auch die ganze Bühnengestaltung ist ruhig und schlicht. Es gibt kleine LED-Schirme links und rechts von der Bühne, einen größeren über den Musikern. Mit wenigen Ausnahmen zeigen sie das, was auf der Bühne passiert. Mehr braucht es auch nicht.
Denn für „Don’t Lose My Number“ sind jetzt Bläser dazugekommen. Die Musik ist funkiger und schneller geworden, der Beat und die Vitalität der hervorragenden Band ist infektiös.
Dann hat Collins’ Sohn Nicholas seinen großen Auftritt. Der heute 18-Jährige übernahm beim Live-Comeback des Vaters die Drums, denn die kann der Senior wegen seiner angeschlagenen Gesundheit auch nicht mehr spielen.
Und dann steht Collins Senior doch für einen Song auf. Aber nicht nur deshalb ist „In The Air Tonight“ ein Gänsehautmoment. Es ist der vielleicht beste Song, den Collins je geschrieben, ganz bestimmt der berühmteste, und hier im Ernst-Happel-Stadion mit einem ausgedehnten, sphärischen Intro und kantigen Riffs von Gitarrist Daryl Stuermer extra spannend arrangiert.
Beim Rest der Show reiht sich ein Hit an den anderen: „You Can’t Hurry Love“, „Dance Into The Light“, „Sussudio“: Die Bläser sind wieder da, tanzen vorne am Bühnenrand ausgelassen wie Derwische, während im Publikum Party-Stimmung herrscht.
(Text erschien in voller Länge von Brigitte Schokarth im Kurier, 03.06.2019)
Bon Jovi: 17. Juli 2019
Die Rockband zeigte sich im Ernst-Happel-Stadion spielfreudig wie immer.
Das Intro mit ein paar Images von Wiener Sehenswürdigkeiten war sympathisch, die ersten beiden Songs gute, laute, schnelle Stimmungsmacher.
Bon Jovi geben dem Publikum nach wie vor genau das, was es will: „Lay Your Hands On Me“, „It’s My Life“, „Bad Medicine“ und all die anderen Rock-Hymnen mit den unvergesslichen Melodien, die Bon Jovi 2018 in die „Rock & Roll Hall Of Fame“ gebracht haben.
Dazwischen gibt es ein paar Songs vom jüngsten Album „This House Is Not For Sale“, „Runaway“ vom Debüt und Obskureres aus den Jahren ab 2000. Ein weiterer Höhepunkt ist „Wanted Dead Or Alive“, das von der LED-Wand mit Bildern von einem Sonnenuntergang perfekt in Szene gesetzt wird.
Natürlich kommt dann in der Zugabe noch der größte Hit „Livin’ On A Prayer". Der wird mühelos zum üblichen Triumphzug und beschließt einen Abend, der wegen der unbändigen Spielfreude der Band und ihrer unzähligen hymnischen Welthits durchaus unterhaltsam war.
(Text erschien in voller Länge von Brigitte Schokarth im Kurier, 18.07.2019)
Pink: 24. Juli 2019
Der US-Star Pink begeisterte 57.000 Besucher mit einem knallbunten Pop-Spektakel, brachte sozialpolitische Botschaften unter und hob am Ende ab.
Es war sensationell, wie die 39-Jährige zu "So What" durch das Stadion flog.
"Here I Go Again" von der Hardrock-Band Whitesnake hat die Sängerin als Intro für ihre "Beautiful Trauma World Tour" gewählt. Eine Textzeile wie "I ain't waisting no more time" könnte schließlich auch von ihr stammen. Und Zeit verschwendete Pink wahrlich keine: Mit "Get The Party Started", "Beautiful Trauma" und "Just Like A Pill" gab es gleich zu Beginn drei große Kracher, denen die Show um nichts nachstand. Die mehrfache Grammy-Gewinnerin eröffnete ihr Programm am Trapez schwingend und - makellos - singend.
Pink, die bis dato rund 40 Millionen Alben und 70 Millionen Singles verkaufte, begeisterte das Wiener Publikum.
Mit zwei Songs zum Thema, "F**kin' Perfect" und "Raise Your Glass", ging es ins furiose Finale samt atemberaubender Flugshow.
(Text erschien in voller Länge auf Vienna.at/APA/Red, 25.07.2029)
Metallica: 16. August 2019
Schifoan von Wolfgang Ambros in einer lauten Hardrock-Version! Metallica ließen am 16.08.2019 55.000 Fans im Wiener Ernst-Happel-Stadion mit einer brachialen Austropop-Hymne ausflippen. “Es gibt dafür nur eine Regel: Ihr müsst mitsingen!” – das ließ sich Wien nicht zweimal sagen. Party-Stimmung beim Heavy-Metal-Treffen.
Die Austropop-Hymne als Highlight einer Brachial-Show der Sonderklasse. Gemäß dem Motto “Ihr wollt Heavy – Metallica geben euch Heavy” bretterten die Metal-Giganten vom Opener Hardwired bis zum Finale Enter Sandman zweieinhalb Stunden lang durch die 18 größten Hits.
Die Show, der bereits neunte Metallica-Auftritt in Wien, mit Welthits wie One oder Sad But True war hoch-explosiv: ein gigantischer, 62 Meter breiter Video-Screen und hunderte Feuerwerks-Raketen. Die Bühne war ein Rundum-Laufsteg, wo an allen Enden ein Dutzend Mikrofone verteilt waren. Cool: Für das Finale rund Seek and Destroy nahm sogar Lars Urlich in Mitten der Fans am Schlagzeug Platz und für die Fans gibt es ein ganz spezielles Zuckerl: Jedes Ticket war auch ein Download-Code. Damit gibt‘s in den nächsten Tagen auf livemetallica.com das ganze Konzert gratis im Netz. Auch das kultige Ambros-Cover!
(Text erschien in voller Länge auf wegotit.at, 17.08.2019)
Rammstein: 22. und 23. August 2019
Vor rund 50.000 Zuseherinnen und Zusehern hat die Deutschmetalschlagerband Rammstein ihr erstes von zwei Konzerten im Wiener Happel-Stadion gespielt.
Nach dem Auftaktsong „Was ich liebe“ wurde bei „Links 2 3 4“ schnell klar, was Rammstein ausmacht: Gitarrenwände, gerader Rhythmus. Mit vier zusätzlich im Publikum aufgestellten Lautsprechertürmen und eigenen Beschallungsmaßnahmen für die Sitzplätze ergab das einen erstaunlich guten Sound.
25 Jahre gibt es Rammstein mittlerweile. Aufgewachsen sind alle sechs Bandmitglieder in der DDR, in durchwegs – im Westen würde man sagen – bürgerlich-intellektuellen Familien, die musikalische Sozialisierung geschah in diversen Ostpunkbands.
Ab „Mein Teil“ nach etwas mehr als einer Stunde nach Konzertbeginn erwachte das Stadion wieder zu vollen Kräften. Neue Songs wie „Radio“ wurden zwar wohlwollend aufgenommen, große Begeisterung gab es aber erst bei Hits wie „Sonne“, auch weil da wohl das volle Feuerprogramm im Stadion aufgefahren wurde. Und spät, aber doch wurde auch klar, was die zunächst noch sparsam genutzte, aber megalomanische, das Stadion überragende Bühne eigentlich kann. Zum Beispiel nicht nur weiß, rot und blau, sondern auch, so die Erkenntnis um 22.17 Uhr, grün leuchten.
(Text erschien in voller Länge von Christian Körber auf orf.at, 23.08.2019)
Andreas Gabalier: 31. August 2019
Vor rund 50.000 Besuchern lieferte Andreas Gabalier am Samstagabend im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien einen würdigen Abschluss seiner Stadientournee, die ihn durch den ganzen deutschsprachigen Raum geführt hatte. Die Location wurde angesichts des "Volks-Rock'n'Rolls" und der zahlreichen Zuschauer in Tracht zum riesigen Bierzelt mit ausgelassener Feierlaune.
Ein Medley markierte den Start für Gabaliers dreistündige Show mit gutem Sound und fulminanter Lichtshow in der schwülen Sommernacht. Spätestens bei der zweiten Nummer "Volks Rock'n'Roller" sprang die Stimmung über, "Verdammt lang her" wurde ausgiebig gefeiert, auf den Rängen standen bereits beim dritten Lied alle Zuschauer.
Bei Liebesliedern wie "So liab hob i Di" und "Verliebt verliebt" verwandelte sich das Stadion dank tausender Handylampen in ein Sternenmeer - eine ausgelassene Stimmung wie auf einem überdimensionalen Dorffest.
Nach seiner Ankündigung "Ich kann nicht mehr" blieb er nach "Hulapalu", das tosend gefeiert wurde, sogar längere Zeit regungslos auf der Bühne liegen. Kurz bevor man sich ernsthaft Sorgen machen musste, kämpfte er sich glücklicherweise unter ohrenbetäubendem Jubel wieder auf. "Oh, wie ist das schön" sang das Publikum in einer Lautstärke, die eines Fußball-WM-Endspiels würdig war.
Mit dem sehr emotionalen "Wenn i wiederkomm", das er einst für seine verstorbene Schwester geschrieben hatte, beschloss Gabalier im Ernst-Happel-Stadion würdig seine Stadientournee. Ein wahres Feuerwerk der Volksmusik, das er 2020 nach einer Pause weiterführen will. "Dann starten wir in die nächsten zehn Jahre", versprach der Musiker.
(Text erschien in voller Länge auf vienna.at/APA/Red, 01.09.2019)
We stand with Ukraine: 19. März 2022
Beim Ukraine-Benefizkonzert im Happel-Stadion feierten über 40.000 Fans mit Österreichs größten Musikstars ein Spendenfest der Superlative. Alleine durch die Ticketerlöse spielte We Stand With Ukraine über 800.000 Euro Hilfe für die Leidtragenden des Krieges ein.
Dass sich österreichische Künstler*innen für eine wichtige Sache einsetzen, hat schon Tradition. Jetzt war es wieder Zeit dafür. Seit die russische Armee in die Ukraine einmarschiert ist wurden über drei Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, mussten ihr ganzes Hab und Gut im Krieg zurücklassen. Bomben und Raketen hinterließen eine Spur der Verwüstung in den ukrainischen Städten. Hilfe ist auf vielen Ebenen notwendig. Über 40.000 Menschen fanden sich am Samstag im Happel-Stadion ein und feierten ein Musikfest für den Frieden.
Damit viel von den Einnahmen übrigblieb, verzichteten die auftretenden Künstler*innen auf eine Gage. 810.377 Euro wurden alleine durch die Ticketerlöse gesammelt. Dazu kommen dann noch die Einnahmen durch Speisen und Getränke.
Der Eintritt betrug 19,91 Euro und erinnerte an das Jahr 1991, jenes Jahr, in dem die Ukraine unabhängig wurde. Es erwartete die Fans mehr als zehn Stunden Musik.
Das Programm konnte sich sehen lassen. Es präsentierte die wahrscheinlich aktuell größten und wichtigsten Acts der heimischen Musikszene von Bilderbuch, Wanda, den Duos Seiler und Speer und Pizzera und Jaus bis hin zu den Newcomern Eazy, Bibiza und Eli Preiss. Alle stellten sich in den Dienst der guten Sache. Viele drückten auch mit kurzen Ansprachen Mitgefühl und Solidarität mit der Ukraine aus. Darunter auch zu später Stunde kurz vor den Main Acts Alexander Van der Bellen.
Abschließend stimmten alle Bands nochmal gemeinsam Imagine von John Lennon an.
(Text erschien in voller Länge von Christoph König auf www.heldenderfreizeit.com, 23.08.2019)
Green Day: 19. Juni 2022
Mit zwei Jahren Verspätung konnte Green Day ihr Wien-Konzert im Ernst-Happel-Stadion nun nachholen. Gemeinsam mit Fall Out Boy und Weezer wurde zur "Hella Mega Tour" geladen und 45.000 Fans feierten mit.
Green Day ließen zunächst andere die Arbeit für sie erledigen: Queens "Bohemian Rhapsody", "Blitzkrieg Bop" von den Ramones und Joan Jetts "I Love Rock 'n' Roll" schallten in Stadionlautstärke aus der Dose. Den Animateur vor dem Kommen der Kultband gab eine Person im rosa Hasenkostüm, die schließlich theatralisch von der Bühne geholt wurde. Dann waren Sänger Billie Joe Armstrong, Bassist Mike Dirnt, Schlagzeuger Tré Cool und Gitarrist Jason White plötzlich da und gaben dem Publikum sogleich ein Versprechen: Dass man gemeinsam singen, tanzen, und viel Lärm machen werde.
Schließlich war auch die Nacht über Wien hereingebrochen. Nicht nur dieser günstige Time-Slot, sondern auch die nun erstmals mitgerissen wirkenden Fans bewiesen, dass Green Day die unumstrittenen Headliner dieses Miniatur-Festivals waren. Gestartet wurde mit einem Hitfeuerwerk, die Band eröffnete mit "American Idiot", spielte dann auch "Holiday", "Know Your Enemy" und "Boulevard of Broken Dreams".
Auch für die "Old-School-Fans" war etwas dabei: "Longview" etwa, das Green Day 1994 veröffentlichten. Ohne Zweifel löste die Band ihr eingangs gegebenes Versprechen ein: Viel mehr als ihre Vorbands, spielte sie gekonnt mit dem Publikum, forderte es zum Hüpfen, Singen, Mit-Dem-Handy-Leuchten und buchstäblich zum Mitmachen auf. "Ich hoffe, du hattest die Zeit deines Lebens", hieß es im Abschluss-Song "Good Riddance (Time of Your Life)", auf den Konfetti-Regen und ein Feuerwerk folgten - dafür hat sich die zweijährige Wartezeit gelohnt.
(Text erschien in voller Länge auf Vienna.at/APA/Red, 20.06.2022)
Imagine Dragons: 23. Juni 2022
2012 hatten sie erstmals einen Gig in der österreichischen Bundeshauptstadt. Zehn Jahre später haben sie mit dem Ernst-Happel-Stadion auf einer der größten Stages, die dieses Land zu bieten hat, vor praktisch ausverkauftem Haus gespielt.
Vom fulminanten Start weg, der gleich einmal von Superhits wie Believer und Thunder gepflastert ist, gibt das Quartett Vollgas. Exakt auf jeden Beat abgestimmte Pyrotechnik, ein tänzelnder, springender und sich die Seele aus dem Leib singender Leadsänger Dan Reynolds und ein perfekt aufeinander abgestimmtes Bandquartett macht keine Gefangenen.
Die Setlist bot 22 Songs mit einem Mix aus der gesamten Schaffensphase der Imagine Dragons. Selbstverständlich gibt es Klassiker wie Radioactive oder Believer. Das wahre Zugpferd der Tour ist aber das letzte Jahr veröffentlichte Album Mercury Act 1.
Zwischen den größten Hits gibt es einen ruhigeren Mittelblock mit langsameren Liedern, bei denen die Band fast Kammermusik-artig an der vordersten Spitze der Bühne zusammen abjamt und die große laute Entertainment-Show für ein paar Nummern deutlich zurückfährt. Ein schöner Gegenpol und für Publikum und das Quartett aus Las Vegas eine gute Gelegenheit Luft zu holen, ehe es dann wieder ins Vollgas-Finale geht.
(Text erschien in voller Länge von Patrick Meerwald & Christoph König auf www.heldenderfreizeit.com, 24.06.2022)
Die Toten Hosen: 2. Juli 2022
Seit 40 Jahren spielen Die Toten Hosen live für ihre Fans. Im Rahmen der Jubiläumstour standen sie in Wien schon das 34. Mal auf der Bühne. Und wieder war das Publikum begeistert von ihren Helden: Das Konzert fühlte sich dementsprechend wie eine ausgelassene Party an, zu der sich eben mal über 35.000 Menschen versammelt haben.
Aufgrund der langjährigen Live-Erfahrung wusste Sänger Campino genau, wann auch mal eine ernsthafte Ansage zieht: Mit Hinsicht auf Corona und den Krieg solle man “jeden Tag würdigen”. Dass darauf der Hit-Song “Steh auf wenn du am Boden bist” folgte, kann durchaus als kalkuliertes Ausflippen gewertet werden. Vom gemeinsamen Aufspringen bis zum lautstarken Mitgrölen – die geballte Energie im Ernst-Happel-Stadion war fast greifbar.
Weitere Highlights waren sicherlich Hits wie “Alles aus Liebe”, “Laune der Natur” oder “Hier kommt Alex”. Und natürlich ließ es sich die Truppe nicht nehmen, das Konzert mit “Tage wie diese” abzuschließen. Ein Grande Finale, dem als allerletzte Nummer noch das gutgelaunte “Eisgekühlter Bommerlunder” folgte. Damit bewiesen Die Toten Hosen wieder einmal, dass sie sich einfach nicht in eine Genre-Schublade stecken lassen wollen.
(Text erschien in voller Länge auf events.at, 04.07.2022)
Guns n’Roses: 13. Juli 2022
Guns N' Roses gaben sich vor 40.000 Zuschauer*innen die mehrfach verschobene Ehre im Ernst-Happel-Stadion, wo sie zuletzt 2017 live gastierten.
Mit großer Bühnen- oder Lichtshow hielten sich Guns N' Roses zurück, es sollte an diesem Abend für satte drei Stunden klar um die Musik bzw. die dadurch übermittelte Nostalgie gehen. Und die bekamen die Fans allemal, denn die Herren blieben kaum einen ihrer Hits schuldig. Nach dem Einstieg mit "It's So Easy" und "Mr. Brownstone" schaffte es die bewährte Rockhymne "Welcome To The Jungle" dann langsam, das Publikum in Stimmung zu versetzen. Ab da ging es aber stetig bergauf.
Auch zahlreiche Cover-Songs machten das Set zur bunten Rock-Zeitreise, die Fans konnten zu "Slither" von Velvet Revolver ebenso mitsingen wie zu "Back in Black" von AC/DC, "I Wanna Be Your Dog" von den Stooges und einer erstaunlich gelungenen Version von "Knockin' On Heaven's Door". Auch "You Could Be Mine" aus dem Film-Soundtrack von "Terminator" und "Live and Let Die" von Paul McCartney ergänzten die Mischung, die schließlich für die richtige Atmosphäre sorgte, die man sich bei einem großen Stadionkonzert erwartet.
Sänger Axl kämpfte zwar stellenweise sichtlich mit seiner Stimme und hielt sich in Sachen Interaktion mit dem Publikum zurück, zeigte aber mit seinen 60 Jahren einen erstaunlich fidelen Energie-Level auf der Bühne. Drummer Frank Ferrer und Bassist Duff McKagan machten ordentlich Druck und halfen ihrem Frontmann über die Passagen der Atemnot drüber. Und da wäre ja noch Kollege Slash. Der Zylinder-Gitarrist mit den goldenen Fingern solierte (und solierte, und solierte ...) auch an diesem Abend, dass es eine Freude war.
Bei "Sweet Child O' Mine" sprang der Funke in Wien schließlich endgültig über, auch für "November Rain" und einem gelungenen „Wichita Lineman“ von US-Songrwriter-Legende Jimmy Webb gab es verdienten Beifall.
Am Ende des Zugabeteils wurden die Kraftreserven noch einmal mobilisiert, um die Fans zufrieden mit einem lauten "Paradise City" nachhause zu schicken.
(Text erschien in voller Länge von Amina Beganovic auf events.at/APA/Red, 14.07.2022)
The Rolling Stones: 15. Juli 2022
Am Freitag zeigten die Rolling Stones im Ernst-Happel-Stadion Wien mit ihrem vielleicht bisher besten Konzert in dieser Stadt, dass sie es immer noch drauf haben.
Vor mehr als 50.000 enthusiastischen Fans - kolportiert wurden sogar 56.000 - präsentierten sich Mick Jagger und Co. als perfekt eingespielte, energiegeladene Band, die ihrem Status als Rocklegende gerecht wurde. Es war ein zweistündiger Triumphzug bis zum letzten Ton von "Satisfaction".
Gekommen waren Jung und Alt natürlich wegen der Stones, die nach einem mit Standing Ovations bedachten Charlie-Watts-Tribut auf der Videowall mit "Street Fighting Man" loslegten und all jene eines Besseren belehrten, die vor dem Gastspiel über einen "Altherrenabend" gewitzelt hatten. Jagger, Keith Richards und Ron Wood zeigten mit 78 bzw. 75 Jahren keinerlei Ermüdungserscheinungen, im Gegenteil, bei so viel Kraft wie auf dieser "Sixty Tour" sollte man nicht mit einem "möglicherweise letzten Mal" spekulieren.
Selbstverständlich brachten die Stones ihre großen Hits mit - von "Let's Spend The Night Together" und "Tumbling Dice" am Anfang über das unvermeidliche "Miss You" in der Mitte bis zu "Start Me Up" und "Jumpin' Jack Flash" gegen Ende, gebettet in einen für das Ernst-Happel-Stadion, den Alptraum jedes Tonmischers, beinahe klaren Sound. Das Bob-Dylan-Cover "Like A Rolling Stone" war die Überraschung in der Setlist, die Ballade "Wild Horses" wurde als Fanwunsch dargeboten.
Welchen Drive Drummer Steve Jordan, der den Platz von Watts eingenommen hat, in die Gruppe brachte und wie kongenial er mit Bassist Darry Jones die Rhythmusmaschine bildet, zeigte sich u.a. bei "Paint It Black" - besser geht's nicht.
Die Zugaben eröffneten die Stones mit "You Can't Always Get What Want", begleitet von einem Kinderchor aus der Ukraine. Und dann eben "Satisfaction" - zufriedene, grinsende Gesichter sah man auf und vor der Bühne. Es war ein musikalisches Spektakel, das keine Pyros und sonstige Gimmicks braucht, das von den Songs und der Performance lebte, eben Rock and Roll in all seinen Facetten. The Rolling Stones sind mit 60 die in den Jungbrunnen gefallenen Meister in diesem Metier.
(Text erschien in voller Länge auf Vienna.at/APA/Red, 16.07.2022)
Ed Sheeran: 1. und 2. September 2022
Feuerwerke, eine rotierende Bühne und Hits ohne Ende: Ed Sheeran lieferte im Wiener Ernst-Happel-Stadion die Shows des Jahres. Der britische Sänger übertraf alle Erwartungen und begeisterte insgesamt 130.000 Menschen.
Die "Mathematics Tour", wie Ed Sheerans ausverkaufte Europa-Tournee heißt, hielt in den letzten Monaten unter anderem schon in Amsterdam, Kopenhagen und Göteborg und kam jetzt zur Freude aller auch nach Österreich.
Einige Fans harrten bereits seit den frühen Morgenstunden vor dem Ernst-Happel-Stadion aus, um sich die besten Plätze in der ersten Reihe zu sichern. Tatsächlich aber ist bei Sheerans Show jeder Platz ein guter Platz. Denn die 360-Grad-Bühne in der Mitte des Stadions ermöglicht von jedem Winkel eine unglaubliche Aussicht: eine Videoleinwand, die zu Beginn der Show nach oben gefahren wird, sowie sechs riesige Säulen mit Videoleinwänden in Form von Gitarrenplektren - und in der Mitte natürlich Ed Sheeran selbst. Der steht bei manchen Songs auf einer Plattform, die sich hebt und senkt, meist aber fährt er auf der rotierenden Bühne an seinen Fans vorbei. Die "Running Sushi-Bühne", wie er selbst scherzt.
Als sich schließlich die zylinderförmige Videoleinwand senkte und dann nach einem zehnminütigen Countdown wieder nach oben fuhr, war es so weit: Ed Sheeran begrüßte Wien mit seinem Song "Tides", dem ersten Lied auf seinem neuen Album "Equals". Doch auch Songs seiner älteren Alben befanden sich im Repertoire. Von seinem allerersten Hit "The A Team" über den Dauerbrenner "Thinking Out Loud" bis hin zu aktuellen Hits wie "Bad Habits" und "Shivers" war alles dabei, auch Fanlieblinge wie "I’m A Mess", die dem breiteren Publikum eher nicht bekannt sind.
Ein besonderes Highlight war das Medley aus Songs von seinem Projekt "The Collaborations Number 6 Project". Die Lieder, die eigentlich Duette sind, sang Sheeran natürlich alleine, dafür aber mit einem Chor von 65.000 begeisterten Fans. Ebenfalls etwas, das Sheerans Konzerte von anderen abhebt: Die Art, wie er auf sein Publikum eingeht, mit ihm interagiert und es dabei ordentlich zum Schwitzen bringt. Doch auch er selbst verbrennt während seiner Shows wohl einige Kalorien, denn mit der Gitarre in der Hand rennt, springt und tanzt er über die runde Bühne und lässt sogar das fulminante Feuerwerk am Ende der Show verblassen.
(Text erschien in voller Länge von Melanie Falkensteiner auf weekend.at, 04.09.2022)
Pink: 1. und 2. Juli 2023
Hits und Akrobatik: Pink lieferte bunte Mega-Show bei Konzert im Wiener Happel-Stadion
Mit einem Hit-Feuerwehr, Akrobatik-Einlagen in luftigen Höhen aber auch durchaus ruhigeren Momenten feierte Pink am Samstag im Rahmen ihrer "Summer Carnival"-Tour eine bunte Party im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Heute, Sonntag, folgt die Zugabe.
Wenn Pink eine Party startet, dann aber ordentlich: Da turnte der Popstar am Samstag zum Startschuss ihres Konzertes im Wiener Ernst-Happel-Stadion an Seilen in luftigen Höhen, umgab sich am Boden angelangt von einer herumwuselnden Tanztruppe, während die Videowalls das Publikum mit Visuals bombardierten und die Band "Get The Party Started" überbordend krachen ließ. "Summer Carnival" heißt schließlich die Tour, da darf man nicht kleckern.
In vier Akte hat die Sängerin ihr aktuelles Programm eingeteilt. Die Videosequenzen flimmerten ultra-schnell geschnitten über drei Schirme, ein riesiger Regenbogen blinkte in allen Farben, virtuelle Flamingos und ebensolche Brillantringe rieselten herab, Raketen zündeten und die Frau, die sich P!nk schreibt, hüpfte ausgelassen auf einem Gummiball.
Dass sich Akrobatik und Pop mit Botschaft bestens kombinieren lassen, demonstrierte Pink mit "Turbulence", dem ersten Song an diesem Abend aus dem aktuellen Album "Trustfall": "Vergiss nie, egal wie schaurig es sich anfühlt, es sind nur Turbulenzen", sang sie, kopfüber am Trapez hängend.
"Runaway" führte optisch in die Aerobic-Welt der Achtziger, irgendwann rollte ein Tänzer in Einkaufswagerln herbei und Kussmünder mit Beinen flankierten Pink. Am Ende, zum rotzigen Gassenhauer "So What", flog die Sängerin als Höhepunkt auch noch mehrmals quer durchs Stadion. Was solls, es ist ja "Summer Carnival" - und wie heißt es in einer Textzeile von "Raise You Glass": "Why so serious?"
Ernst war Pink jedoch bei "Irrelevant", man muss kämpfen, mahnte sie, "denn ohne Kampf kein Fortschritt". Eindringlich die gesungene Botschaft: "Girls just wanna have rights".
(Text erschien in voller Länge auf Vienna.at/APA/Red 02.07.2023)
Harry Styles: 8. Juli 2023
Harry Styles lieferte bei seinem Auftritt im Wiener Ernst Happel Stadion das perfekte Pop-Konzert.
Am Samstag hat Harry Styles 60.000 glückliche Menschen nach seinem Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion in die Nacht entlassen. Davor absolvierte der Brite, begleitet von einer großartigen Band, ein rund zweistündiges perfektes Popkonzert - ausgelassen, laut, manchmal intimer, unterhaltsam und mit ganz viel Liebe. Es war ein Triumphzug des aktuellen Popkönigs, ganz ohne Feuerwerk und Trapezkunst, allein mit der Kraft von 20 Songs und einem Entertainer in Topform.
Ein quadratischer Steg und eine riesige, gediegene Videowall - mehr physische Showelemente braucht Harry Styles nicht, schon das zeichnet ihn aus. Mit "Daydreaming" legte er los, laut, aber trotzdem niedergekreischt, wie auch das nachfolgende "Golden" gegen die tobende Massenhysterie ankämpfte. Aber dann zauberte Styles mit starkem Gesang und dem intensiven, etwas zurückgelehnten "Adore You" einen Hauch von Nachtclub-Atmosphäre, Schlagzeugerin Sarah Jones, sonst die ideale Taktgeberin, setzt dabei als zweite Stimme feine Nuancen.
"Unser Job ist es, euch zu unterhalten. Ich verspreche euch, wir werden unser Bestes geben", kündigte Styles, der mit einer Handbewegung Tausende Kehlen zum Kreischen oder völlig zum Verstummen bringen kann, in seiner Begrüßung an. Er hielt Wort. "She" kam soulig, garniert mit einem langen, feinen Solo des Gitarristen Mitch Rowland, die Ballade "Matilda", vom "Rolling Stone" als "herzzerreißendes Meisterstück" gepriesen, mit Cello-Begleitung, um dann mit dem treibenden "Satellite" nach drei Minuten Handylicht-Schwingen zum Tanzen überzuleiten.
Mit "Late Night Talking" lieferte Styles den ersten Über-Hit-Höhepunkt, um sich anschließend selbst in spätabendlichen Gesprächen mit Fans zu üben. Das gehört zum ehemaligen One-Direction-Mitglied wie seine Hilfe bei einem "Coming Out" und der Tanz mit der Regenbogenfahne.
Es ist die "Love On Tour", das Motto gaben bereits vor der Show die Beatles mit "All You Need Is Love" aus der Konserve vor - von der Menge so lautstark mitgesungen wie später Styles' "Treat People With Kindness". Die Botschaften sind eindeutig und wichtig. Dass der Engländer auch noch den derzeit vermutlich besten Mainstream-Pop draufhat, machte das Konzert zum Wohlfühlerlebnis - egal ob nun das halbakustische "Fine Line" zum Träumen einlud oder das abschließende Hit-Feuerwerk "Sign Of The Times" und "As It Was" zum Ausflippen.
(Text erschien in voller Länge auf Vienna.at/APA/Red 09.07.2023)
Red Hot Chili Peppers: 14. Juli 2023
Die Red Hot Chili Peppers rockten Freitagabend im Wiener Ernst-Happel-Stadion mit einem kompakten, teils überraschenden Set.
Gewisse Rezepte kann man nicht verbessern. Ganz egal, wie sehr man daran herumdoktert, der ursprüngliche Geschmack ist eben doch am besten. Das gilt auch für die Red Hot Chili Peppers: Die kalifornische Gruppe, die seit 40 Jahren ihre Musik unter die Leute bringt, hat sich mit einer gefälligen Mischung aus Rock, Funk und Pop in die Herzen der Fans gespielt.
Anlass der seit Mitte vergangenen Jahres laufenden Welttournee ist letztlich die immer noch vorhandene Produktivität der Band: Sänger Anthony Kiedis, Bassist Flea, Drummer Chad Smith und der 2019 wieder dazugestoßene Gitarrist John Frusciante sind eben nicht nur die perfekte Version dieser über die Jahre teils vielgestaltigen Formation, sondern hatten sich nach längerer Auszeit offenbar viel zu sagen - jedenfalls auf kreativer Ebene. Mit "Unlimited Love" und "Return of the Dream Canteen" gab es im Vorjahr nämlich gleich zwei neue Platten zu bestaunen.
Die unbändige Spielfreude wurde schon beim eingangs gesetzten Jam an den Tag gelegt, bevor mit "Around the World" ein Klassiker die rund 45.000 Besucherinnen und Besucher erstmals wirklich abholen sollte.
Wer sich aber auf einen Greatest-Hits-Abend eingestellt hat, wurde wohl etwas enttäuscht. Stattdessen gab es eine kunterbunte Mischung aus alten Perlen, neueren Stücken und so manchem Albumgeheimtipp.
Immerhin ließ sich Flea recht früh zu einem "You motherfuckers make us happy!" hinreißen, während ein kurzer Plausch zwischen ihm und Sänger Kiedis wohl nur für Eingeweihte verständlich war.
Letztlich gab es eine Show zu erleben, die musikalisch durchaus scharf gewürzt war, aber eben auf klassische Zutaten setzte. Große Hits wie "Californication" oder "By The Way" waren die typischen Erfolgsgaranten, dazwischen gab es mit Stücken wie "Reach Out" den Beweis, dass die Band auch heute noch Relevanz besitzt. Und wer instrumentale Finesse schätzt, ist hier ohnehin gut aufgehoben. Ein Auftritt der alten Schule in neuen Gewändern, die dann doch irgendwie ziemlich bekannt wirkten. Geschmeckt hat es, trotz der eher knappen Spielzeit von unter zwei Stunden, aber sehr.
(Text erschien in voller Länge auf Vienna.at/APA/Red Florian Wiesner, 15.07.2023)
Bruce Springsteen: 18. Juli 2023
Bruce Springsteen triumphiert live in Wien
Der Auftritt des 73-jährigen US-Rockers im Ernst-Happel-Stadion vor 60.000 Leuten geriet zum umjubelten Siegeszug.
Nach knapp drei Stunden Konzertlänge wird dann ein gut gelaunter, hart arbeitender und bestens in Form befindlicher Bruce Springsteen vor 60.000 völlig zu Recht begeisterten Leuten seinen alten Hadern Glory Days von 1984 anstimmen. Die alten Zeiten waren niemals gut. Sie waren auch nicht schlecht. Die Zeiten sind, wie sie sind: "Well, time slips away and leaves you with nothing, mister, but boring stories of … glory days!" So jung wie heute kommen wir jedenfalls nicht mehr zusammen.
Geschlagene elf Jahre lang hat Bruce Springsteen nicht in Wien gespielt. Seinem Status als hiesiger Volksheld hat das nicht geschadet. Im traditionell hemdsärmeligen Autoschrauber-Outfit und in rattenscharfen roten Doc Martens wird der Mann mit seinen drei Handvoll Musikern und Musikerinnen der E Street Band begeistert empfangen. Gleich zu Beginn beim Song No Surrender wird klar, warum der heute 73-Jährige aus New Jersey so vielen Menschen so viel bedeutet. Es geht in den Liedern von Bruce Springsteen nicht nur um das Aus- und Durchhalten jener engen Lebensumstände, die die Erwachsenenwelt mit voller Breitseite so zu bieten hat.
Because the Night, das Soul-Cover Nightshift von den Commodores, Darlington County, The Rising, Badlands, Thunder Road, der Abend gerät auch ganz ohne Born in the USA zum Triumphzug. Im Zugabeblock schließlich vielleicht Springsteens bestes und oktanhaltigstes Lied. Born to Run startet mit den Zeilen: "In the day we sweat it out on the streets / Of a runaway American dream / At night we ride through the mansions of glory / In suicide machines …"
Mit Dancing in the Dark und Tenth Avenue Freeze-Out geht es ins Finale. Bruce Springsteen reißt sich das Hemd auf. Wenn du sein Herz willst, dann nimm es. Akustisch solo endet mit dem Lied I'll See You in My Dreams ein großer Abend.
(Text erschien in voller Länge auf Der Standard.at/Christian Schachinger, 19.07.2023)
Rammstein: 26. und 27. Juli 2023
Rammstein live in Wien: Deutsch und hart und toxisch männlich
Die Band um Till Lindemann böllerte beim ersten von zwei Auftritten im Ernst-Happel-Stadion alte Hits mit Feuerwerk und Pyrotechnik
Dann geht es los, gleich bebt die Erde. Nach Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik als Intro startet die Show mit dem Rammlied. Von einem 30 Meter hohen Turm fährt der böse Zauberer Tintifax Lindemann, eng bewamst in einem hitzeresistenten Schutzanzug aus dem Science-Fiction-Film Dune, mit einem Lift auf das irdische Jammertal hernieder. Er will die Welt brennen sehen.
Das Rammlied macht die Hosen und die inneren Organe flattern. Zu diamanthart komprimierten Metalgitarrenriffs und einem böllernden Schlagzeug, bei dem man seine Muskelfunktionen am besten unter Kontrolle halten können sollte, wird reiner Tisch gemacht: Friss oder stirb. Die Stirn fühlt sich an, als hätte jemand mit einem Brett draufgeschlagen. Die Ohren werden noch übermorgen das seltener als die Feuerwerksmusik gespielte Tinnitus-Oratorium von Georg Fucking Händel pfeifen. Kurz gesagt: Es! Ist!! Verdammt!!! Laut!!!! Spätestens jetzt wird klar: Dieses Konzert ist die totale Überwältigung. Es ist als unverhohlener Übergriff angelegt.
Geschätzte 1.000 Liter Brennstoff verbraucht die Band während einer Show. Rauch wabert über die bodenversiegelte Rasenfläche. Die Bäckchen des Publikums glänzen wie Bratäpfel. In der Zugabe heißt es: "Rammstein, ein Mensch brennt." Nach zwei Stunden geht das Konzert zu Ende. Wir müssen wieder nach draußen. Wir müssen draußen wieder schlimme Dinge über Rammstein hören. Von der Gegendemo her weht nach all der Hitze allerdings ein frischer Wind.
(Text erschien in voller Länge auf Der Standard.at/Christian Schachinger, 27.07.2023)